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Hibernation

Linda Kuhn und
Alvaro Urbano

Robert Eckstein [Fotografie]

Eröffnung
19.01.2018 um 19 Uhr

Begrüßung
Sabine Weißler, Bezirksstadträtin für Weiterbildung, Kultur, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen

Zur Ausstellung
Julia Heunemann
und Nadia Pilchowski

Ausstellungsdauer
20.01. – 10.03.2018

Begleitprogramm

So, 04.03.2018 um 15 Uhr
›Maloota‹ – Performance von Michel Voolta

Während der Winterruhe ließen sich die Berliner Stadtbären selten in ihren Außengehegen blicken. Sie schliefen viel, wurden nur noch im Zwingergebäude abseits der Öffentlichkeit gefüttert und waren ihrer repräsentativen Funktion entbunden.

Ruhephasen, in denen physiologische Prozesse heruntergefahren werden, geistige Anspannung nachlässt und das Bewusstsein zwischen diffuser Wahrnehmung und intentionsfreiem Handeln changiert, stehen neoliberalem Leistungsdenken entgegen.

›Hibernation‹ präsentiert künstlerische Positionen, die sich mit derartigen Bedingungen und Effekten von temporärem Rückzug auseinandersetzen.

Mit dem Austreten aus zielgerichteten Leistungszusammenhängen hat sich Linda Kuhn bereits in früheren Arbeiten befasst. In den Außengehegen des Bärenzwingers, die auf räumliche Distanz bei umfassender Einsehbarkeit hin ausgerichtet sind, verstellt die Berliner Künstlerin nun die Blicke der  Betrachter*innen. Mit Schutzverkleidungen für Skulpturen entwirft sie Rückzugsräume für Elemente, die sie in den Gehegen vorgefunden hat und schreibt ihnen damit zugleich neue plastische Qualitäten zu.

Durch architektonische Eingriffe, die gewohnte Wahrnehmungsmuster unterlaufen, dekonstruiert Alvaro Urbano Verhältnisse von Innen und Außen, Traum und Wirklichkeit. Die Winterruhe in den Blick nehmend, enthebt er die Bärenkäfige von den ihnen einst zugewiesenen Bestimmungen und fokussiert die imaginären Potenziale der ummauerten und vergitterten Architekturen. Die Frage danach, wovon Bären wohl träumen, reflektiert schließlich den Winterschlaf selbst als Raum des Imaginären.

Kuratiert von
Julia Heunemann
und Nadia Pilchowski

Linda Kuhn

Die Werke von Linda Kuhn fragen nach der Möglichkeit sich gängigen Arbeits- und Zeitstrukturen zu entziehen. Bildhauerisch untersucht sie aktuelles Freizeitverhalten und fragt, wie sich in diesem Kontext körperliche Aktivitäten reproduzieren.

Geboren 1983 in Berlin, hat Linda Kuhn in den letzten Jahren ihre Arbeiten in Berlin (SOS, Luftraum, Humboldt Carré, Kunstquartier Bethanien), London (Oxo Tower, Triangle Space) und Wien (Kunsthalle Exnergasse) gezeigt. 2015 erhielt sie das Goldrausch-Stipendium (Berlin), im letzten Jahr wurde sie im Rahmen der Leisure Studies Association Conference nach Leeds eingeladen.

Alvaro Urbano

Alvaro Urbano, geboren 1983 in Madrid, Spanien, lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte Architektur und Design an der Escuela Técnica Superior de Arquitectura in Madrid und schloss sein Meisterschülerstudium am Institut für Raumexperimente, Klasse Olafur Eliasson, an der Universität der Künste in Berlin ab. Im Jahr 2014 erhielt Urbano die Villa Romana Fellowship. In 2016/2017 hatte er die Künstler und Architekten – Residency im MAK, Los Angeles.

Jüngste Soloprojekte: Altbau, ChertLüdde, Berlin, 2017; Almost Midnight, Frankfurt am Main, Berlin, 2017; Assemble, Performancenacht, Bundeskunsthalle, Bonn, 2017; I, Mole Antonelliana, Turin, in Zusammenarbeit mit dem National Cinema Museum von Turin, 2016.


Jüngste Gruppenausstellungen: Alpina Huus, Genf und Lausanne, 2017; Festival of Future Nows II, Hamburger Bahnhof, Berlin, 2017; Notes on our equilibrium, CAB, Brüssel, 2017; That Time, Cycle Music and Art Festival, Island; Deep Inside, Moscow International Biennale for Young Art, Moskau, 2016; Art and Nature: Walking with Senses, Meran, 2016.

Performance

›Maloota‹ von Michel Voolta

So, 04.03.2018 um 15 Uhr
Köllnischer Park

Die Künstler*innengruppe Michel Voolta präsentiert im Köllnischen Park eine Choreographie mit Versatzstücken aus Sound und Text und nimmt materiell Bezug auf die in der Ausstellung ›Hibernation‹ reflektierten Objekte und Räume.

Der Name ›Berlin‹ leitet sich von slawisch ›br’lo‹ ab, es bedeutet Sumpf. Beim Berliner Bären handelt es sich um ein sogenanntes ›sprechendes Wappen‹, das versucht, den Klang in einem Symbol in deutscher Sprache wiederzugeben. Symbole auf Schilden [zum Schutz vor Angriffen] waren zunächst personenbezogen. Mit der Zeit wurden sie erblich und von einer Generation zur nächsten übertragen. Nach dem Entstehen stärkerer Rüstungen mit Gesichtsbedeckung dienten sie der Erkennung der Ritter im Kriegsgetümmel.

Diese militärische Funktion verschwand dann wieder mit dem Aufkommen von Feuerwaffen [d.h. dem Kämpfen über größere Distanz], das Wappen wurde zum reinen Objekt der Symbolik.

So tritt der Privatmensch nicht in Erscheinung und es ist, als gäbe es ihn gar nicht. Und was trugen die Bediensteten?

›The lacing of the doublet is clear. Buttons were banned for workers in the middle ages, so lacing was the tradition among the lower classes long after the law had passed into history. To let the lining of the knee breeches show had been the fashion in 1666, but here it is still being worn in the 1690s. A few buttons on the sleeve, however, show a slow trend towards aping the aristocracy‹

[Diana de Marley, Working Dress – A History of Occupational Clothing, London, 1986]