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Habitat

Miriam Jonas und
Andreas Greiner

Tobias Willmann [Fotografie]

Eröffnung
23.03.2018 um 19 Uhr

Begrüßung
Dr. Ute Müller-Tischler
Fachbereichsleiterin Kunst und Kultur

Zur Ausstellung
Nadia Pilchowski
und Marie-Christin Lender

Performatives Intro
Ivy Lee Fiebig

Ausstellungsdauer 24.03. – 06.05.2018

Begleitprogramm

Sa, 28.04.2018, 15-17 Uhr

Performances
Ivy Lee Fiebig
Setu (Akihiro Yamamoto & Takafumi Tsukamoto)

Ausstellungsrundgang mit
Nadia Pilchowski und Marie-Christin Lender

Paradigmatisch für Zooarchitekturen gibt die Bauweise des Bärenzwingers eine starre Trennung zwischen menschlichen und tierischen Aufenthaltsbereichen vor. Als erste Ausstellung im Themenschwerpunkt ›Architekturen der Segregation‹ sucht ›Habitat‹ mittels zweier unterschiedlicher künstlerischer Strategien diese Grenzen aufzuweichen und neue Interpretations- und Erfahrungsräume zu schaffen.

Miriam Jonas, deren Arbeiten sich oftmals im Spannungsfeld von perfekter Oberfläche und dem davon überspielten Unheimlichen bewegen, überlagert die Bärenkäfige mit einer neuen Materialschicht. Hybride visuelle Referenzen schaffen ein Szenario, in dem eine Vermenschlichung der Tiere wortwörtlich genommen und die formale Speziesneutralität der Gefängnisarchitektur erfahrbar wird. Welchen Effekt hat die Optimierung der Bedingungen in den Zellen bei Erhaltung der Funktionalität?

Die Auseinandersetzung mit Wachstum, Identität und Transformation von Lebewesen ist zentrales Thema in Andreas Greiners künstlerischem Werk. Im Bärenzwinger finden biolumineszierende Algen ihren Lebensraum in den architektonischen Begrenzungen einer Skulptur. Ihr Leuchten im dunklen Raum führt gedanklich zurück zum Ursprung allen Lebens. In den Außengehegen entsteht ein Biotop für Algen – ein Projekt mit der Architektin Ivy Lee Fiebig, die vor Ort eine Symbiose mit dem Algenflor eingeht und einen biologischen Kreislauf schafft. In Industrie und Forschung liefern Algen bereits vielfach neue Lösungsansätze, Fiebig selbst arbeitet an modularen Entwürfen für lebendige Architektur.

Kuratiert von
Nadia Pilchowski und
Marie-Christin Lender

Miriam Jonas

Miriam Jonas (*1981) studierte bei Ayse Erkmen und Katharina Fritsch an der Kunstakademie Münster, wo sie selbst seit 2017 lehrt. Vor ihrem Studium machte sie eine klassische, handwerkliche Ausbildung zur Bühnenmalerin- und Plastikerin an der Oper Bonn.

Ihre ortsspezifischen Skulpturen und Installationen entstehen meist in direkter Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten des Raumes und dessen charakteristischen Elementen.

Sie funktionieren oft als Kommentar zu dem Vorhandenen und finden dementsprechend Ausdruck in unterschiedlichster Form, Farbe und Materialität. Die Gemeinsamkeit liegt in der stofflichen Präsenz, die Spuren der Bearbeitung sind kaum noch erkennbar.

Als Künstlerin und Handwerkerin tritt Jonas bewusst in den Hintergrund ihrer Arbeiten und öffnet den Blick für eine besondere, irritierende Klarheit. Neben einer Einzelausstellung im Kunstverein Greven, wurden ihre Werke in Berlin in der Bar Barbette, der Galerie Russi Klenner, dem Kunsthaus Dahlem, Eigen+Art Lab und bei Kwadrat gezeigt.

Andreas Greiner

Andreas Greiner (*1979) studierte Kunst und Medizin unter anderem an der Technischen Universität Dresden, der Akademie der Künste Dresden und der UdK in Berlin. 2012 schloss er als Meisterschüler Olafur Eliassons am Institut für Raumexperimente ab.

Greiner arbeitet an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft und setzte sich mit der Realität der Konsumgesellschaft auseinander.

2016 erhielt er den GASAG Kunstpreis für seine Ausstellung in der Berlinischen Galerie, ›Agentur des Exponenten‹, für die er unter anderem ein im 3D-Druckverfahren erzeugtes Skelett eines Masthuhns entwickelte, das der Gattung ein Denkmal setzt.

Im letzten Jahr präsentierte er seine Werke unter anderem im Kunstverein Arnsberg, im Hamburger Bahnhof im Rahmen des Festival of Future Nows, im Sprengel Museum Hannover, der Galerie Dittrich und Schlechtriem in Berlin, im Kunstverein Krefeld und dem nbk in Berlin. International stellte er in Dänemark, Korea und den USA aus.

Performances

Sa, 28. April 2018
15-17 Uhr

›Koke no Ori‹
von Setu

Moos mit seiner samtigen, gleichmäßigen Oberfläche besticht durch Genügsamkeit und Eleganz. Die schlichte Schönheit japanischer Moosgärten, wie sie beispielsweise in Zen-buddhistischen Klöstern und hier von dem japanischen Architekten-Künstler-Duo Setu, bestehend aus Akihiro Yamamoto und Takafumi Tsukamoto, angelegt werden, gründet in einem tiefen Respekt für das feine Bodengewächs.

Nicht nur nach einem ästhetischen Sinn strebend, sondern auch in Absicht, das zwischen den eisernen Stäben, die das Außengehege abgrenzen und an den Mauern des Bärenzwingers gewachsene delikate Moos vor Mensch, Tier und trockener Witterung zu schützen, wird ihm ein optimales Habitat geschaffen.

›Wasser ist schwer‹
von Ivy Lee Fiebig

In dem Außengehege ließ Architektin Ivy Lee Fiebig ein Biotop für Algen entstehen in dem sie seit Beginn der Ausstellung vor Ort eine Symbiose mit dem Frühlingsalgenflor eingeht und einen biologischen Kreislauf innerhalb einer geschlossenen Einheit erprobt. Eine mit einem Fahrrad betriebene Pumpe sorgt für den Austausch zwischen den verschiedenen organischen und anorganischen Entitäten, die sich in kontinuierlicher Umwandlung befinden.

In einem Wettlauf um die Aufrechterhaltung der lebensnotwendigen Bedingungen wird das Fahrrad betrieben, um das Algenwachstum zu potenzieren und damit den Prozess der Photosynthese und die Produktion von Energie und Nahrung sowie die Trinkwasseraufbereitung zu beschleunigen. Ziel dieses architektonischen Entwurfs einer künstlich hergestellten Eine-Frau-Biosphäre ist es, ein Gleichgewicht zwischen Mensch, Umwelt und der darin lebenden Wesen herzustellen.

Die Ausstellung wird ermöglicht durch die spartenübergreifende Förderung und den Fonds für Ausstellungsvergütung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa sowie durch die innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft gGmbH.